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Positionierung über langfristige Themen und Trends – Juli 2025

Erfahren Sie in folgendem Blogbeitrag von Daniel O.A. Rüedi und Tom Steiner, wie das neue Handelsabkommen zwischen den USA und China die Finanzmärkte beeinflusst und welche langfristigen Herausforderungen, wie die US-Staatsverschuldung und Inflationsdruck, die Stabilität der Märkte gefährden könnten.

10 Min.

Optimistische Stimmung trotz zunehmender Spannungen

Nach der Ankündigung eines neuen Handelsdeals zwischen den USA und China setzen die Finanzmärkte ihre Erholung fort. Die Stimmung bleibt – trotz zunehmender geopolitischer Spannungen – optimistisch; der Deal wird vielerorts als Signal der Entspannung gewertet. Gleichzeitig geraten tiefgreifende Probleme – etwa die wachsende US-Staatsverschuldung, stockende Verhandlungen mit anderen Handelspartnern sowie der anhaltend zukünftige Inflationsdruck in den USA – zunehmend aus dem Blickfeld. Diese Risiken werden vom Markt derzeit weitgehend ausgeblendet, obwohl sie das Fundament der Stabilität langfristig infrage stellen.

US-Staatsverschuldung rückt in den Fokus

Der «One Big Beautiful Bill Act» ist die Gesetzesvorlage, welche die Rahmenbedingungen für das neue Budget definiert. Diese Vorlage wurde vom Repräsentantenhaus äusserst knapp mit 215 zu 214 Stimmen angenommen. Das Paket beinhaltet massive Steuererleichterungen, die Erhöhung der Schuldenobergrenze um bis zu 4 Billionen US-Dollar sowie weitere Wahlversprechen von Donald Trump. Die vorgesehenen Ausgabenkürzungen betreffen insbesondere Sozialleistungen wie Medicaid – das Krankenversicherungssystem für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen. 

 

Bei Weitem reichen die vorgesehenen Kürzungen nicht aus, um eine weitere Ausdehnung des Staatsdefizits zu verhindern. Im Gegenteil: Schätzungen gehen davon aus, dass dieses Paket das Staatsdefizit über die nächsten zehn Jahre um 2,4 Billionen US-Dollar erhöhen wird. Offensichtlich scheint in Washington niemand ans Sparen denken zu wollen. Diese Problematik haben jedoch einige Politikerinnen und Politiker erkannt und reagieren mit Kritik auf den Gesetzesentwurf. Selbst der öffentliche Disput zwischen Elon Musk und Präsident Donald Trump entzündete sich zunächst an dieser Vorlage. Schwach verlaufende Auktionen von US-Staatsanleihen sowie ein Anstieg der langfristigen US-Zinsen zeigen klar, dass auch der Markt einer Ausweitung der Schulden kritisch gegenübersteht.

 

Das letzte Wort ist jedoch noch nicht gesprochen. Die Vorlage muss noch vom Senat verabschiedet werden, was kein einfaches Unterfangen sein dürfte. Doch wie auch immer die finale Version des Gesetzes aussehen wird: Es ist davon auszugehen, dass sich das Staatsdefizit weiter vergrössern wird. Aktuelle Daten des Congressional Budget Office zeigen, dass das Haushaltsdefizit im Jahr 2024 1,8 Billionen US-Dollar betrug – das entspricht 6,4% des Bruttoinlandprodukts. Obwohl die hohe Staatsverschuldung kein neues Thema ist, könnte unter Donald Trump das Vertrauen in die US-Finanzpolitik aufgrund seines Konfrontationskurses – insbesondere gegenüber der US-Notenbank – weiter geschwächt werden.

 

Wir gehen davon aus, dass ein effektiver Schuldenabbau nur im Rahmen einer langfristigen finanziellen Repression realistisch erscheint. Dieses Szenario bestätigt unsere langjährige strategische Ausrichtung: Ein bedeutender Teil des Vermögens ist konsequent in Sachwertanlagen zu investieren, um der schleichenden Entwertung nominaler Vermögenswerte entgegenzuwirken.

BF Juli 1
Ein erster Schritt – aber keine Lösung des Handelskonflikts

Obwohl sich die USA und China wieder angenähert und einen Deal ausgehandelt haben, zeigen sich bei anderen Handelspartnern bislang kaum substanzielle Fortschritte. Donald Trump gibt sich zwar zuversichtlich, dass bald Einigungen mit den wichtigsten Handelspartnern erzielt werden können – wir stehen dem jedoch deutlich kritischer gegenüber. Aus unserer Sicht bleibt der Handelskonflikt weiterhin ungelöst. Zudem sorgen rechtliche Fragen für zusätzliche Verzögerungen. Klar ist: Die Handelszölle haben bereits spürbare Auswirkungen. Sie bremsen das Wirtschaftswachstum und belasten insbesondere die Konsumentinnen und Konsumenten. Gleichzeitig erhöhen sie die Unsicherheit, was Unternehmen von Investitionen abhält.

 

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und der auffallenden Sorglosigkeit an den Finanzmärkten sowie der starken Kurserholung haben wir im Mai entschieden, das Risiko leicht zu reduzieren und die Aktienquote entsprechend anzupassen. Unser Fokus lag dabei klar auf einer gezielten Risikominimierung – nicht auf einer strategischen Erhöhung der Liquiditätsquote. Die vorübergehend etwas höhere Liquidität verschafft uns vielmehr die nötige Flexibilität, um bei Marktverwerfungen gezielt in Qualitätsaktien zu reinvestieren.
 

BF Juli 2
Inflationsdruck durch Handelszölle

In den jüngsten Inflationszahlen aus den USA ist der Einfluss der Handelszölle bislang kaum erkennbar. Die Inflationsrate nähert sich dem Zielwert der US-Notenbank von 2%. Wir erwarten jedoch, dass die Zölle die Teuerung – insbesondere in den USA – in den kommenden Monaten spürbar verstärken dürften. Dieser Effekt wird sich nicht unmittelbar in den Inflationsdaten widerspiegeln, sondern sich schrittweise über einen längeren Zeitraum entfalten. Frühindikatoren deuten darauf hin, dass die zuletzt rückläufige Güterpreisinflation wieder anzieht und dadurch auch die Gesamtinflationsrate steigen wird. In Europa fällt dieser Effekt hingegen schwächer aus. Dennoch bestehen auch dort strukturelle Faktoren, die längerfristig zu höheren Inflationsraten führen werden als in der Zeit vor der Corona-Pandemie.

US-Notenbank unter Druck – Balance zwischen Inflation und Wachstum

Die US-Notenbank steht vor einer schwierigen Gratwanderung: Zinssenkungen und eine erneute quantitative Lockerung stützen zwar die Konjunktur, gleichzeitig deuten jedoch zahlreiche Indikatoren auf einen anhaltenden Inflationsdruck hin. Die Federal Reserve muss deshalb sorgfältig zwischen wirtschaftlicher Stabilisierung und Preisstabilität abwägen. Der Finanzmarkt schenkt der US-Notenbank aufgrund ihres bislang umsichtigen Vorgehens weiterhin das volle Vertrauen. In Europa präsentiert sich die Lage deutlich entspannter: Mit einer Inflationsrate von derzeit unter 2% hat die Europäische Zentralbank den Einlagesatz bereits auf 2% gesenkt, ohne dabei ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Teuerung zu gefährden.

Geldpolitische Herausforderung für die Schweiz

Anhaltende Deflationstendenzen treffen auf einen weiterhin starken Franken. Die erneute Aufnahme auf die US-Beobachtungsliste für Währungsmanipulationen erschwert mögliche Deviseninterventionen – obwohl diese ein potenzielles Mittel gegen die Frankenstärke und den Preisrückgang wären. Da die deflationären Impulse grösstenteils aus dem Ausland stammen, wird derzeit keine strukturelle Deflation befürchtet. 

 

Dennoch deutet vieles darauf hin, dass die Schweizerische Nationalbank den Weg zurück in den Negativzinsbereich einschlagen wird. Für Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz sind die geldpolitischen Perspektiven alles andere als folgenlos: Überhöhte Cash-Reserven dürften real betrachtet weiter an Wert verlieren. Auch festverzinsliche Anlagen im Schweizer Franken bieten bei aktuellen Renditen kaum Schutz. Die Realrenditen im Frankenraum bleiben im negativen Bereich. Um dem schleichenden Kaufkraftverlust entgegenzuwirken, bleibt nur eine langfristig ausgerichtete Strategie mit einem signifikanten Anteil an Sachwerten – insbesondere Aktien und renditestarken Wohnimmobilien in der Schweiz.

Attraktive Perspektiven für Schweizer Wohnimmobilien

In der Schweiz besteht weiterhin ein strukturelles Wohnraumdefizit. Die Zahl neuer Baugesuche nimmt tendenziell ab – bedingt durch knappe verfügbare Flächen, steigende Baukosten und restriktive Bauvorschriften. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage hoch, nicht zuletzt gestützt durch das weiterhin attraktive Zinsumfeld. Die Leerstandsquote befindet sich auf einem tiefen Stand – ein klares Signal für eine hohe Auslastung und stabile Nachfrage. 

 

Auch die Zuwanderung in die Schweiz bleibt auf hohem Niveau und verstärkt den Bedarf zusätzlich. All diese Faktoren deuten auf einen anhaltend positiven Trend am Schweizer Immobilienmarkt hin, der mittelfristig weiteres Preiswachstum begünstigen wird. Vor diesem Hintergrund bleiben Investitionen in Schweizer Wohnimmobilien weiterhin attraktiv. Allerdings sind die Bewertungsprämien kotierter Immobilienfonds im Durchschnitt auf über 33% angestiegen. Deshalb empfehlen wir, grundsätzlich in Vehikel zu investieren, die keine Aufschläge zum Marktpreis aufweisen.

BF Juli 3
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