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Positionierung über langfristige Themen und Trends

Erfahren sie in folgendem Blogbeitrag von Daniel O.A. Rüedi und Tom Steiner, warum die Wirtschaft 2024 überraschend robust war, was die aktuelle Zins- und Inflationslage bedeutet und warum Sachwertanlagen jetzt entscheidend für langfristigen Vermögensaufbau sind.

10 Min.

Positionierung über langfristige Themen und Trends

Ein erstaunlich robustes Wirtschaftswachstum, weiter rückläufige Inflationsraten und der Beginn eines Zinssenkungszyklus der wichtigsten Notenbanken klingt nach einem erbaulichen Umfeld für die Finanzmärkte. Doch um die Wirtschaft zu stützen, waren massive staatliche Eingriffe notwendig, was gleichzeitig zu einem erheblichen Anstieg der Staatsschulden führte. Die hohe Zinslast wirft nun einmal mehr die Frage auf, ob das derzeitige Zinsniveau für die hochverschuldeten Länder auf lange Sicht überhaupt tragbar ist. Könnte es also sein, dass wir nach dem rekordverdächtigen Anstieg der Inflation und der Leitzinserhöhungen durch die Notenbanken bald wieder in ein Tiefzinsumfeld zurückkehren und sich die jüngsten Ereignisse letztlich nur als vorübergehendes Störfeuer in einem langfristigen Trend herausstellen? Aber alles der Reihe nach.

 

Weltwirtschaft – Besser als erwartet
Das Wachstum der Weltwirtschaft liegt zwar unter dem langfristigen Durchschnitt der letzten Jahrzehnte, zeigt sich jedoch weiterhin positiv. Besonders die USA überraschen mit einer bemerkenswerten wirtschaftlichen Resilienz, trotz einer nach wie vor restriktiven Geldpolitik. Korrigierte Wachstumsdaten offenbaren, dass die Sparquote der Konsumenten höher lag als ursprünglich angenommen, was den privaten Konsum zusätzlich stärkt.  Allerdings ist mittelfristig mit einer leichten Abschwächung der Konsumausgaben zu rechnen. Ein abkühlender Arbeitsmarkt dürfte die Dynamik weiter bremsen. Dennoch wird die wirtschaftspolitische Ausrichtung der USA unter Donald Trump ein unternehmensfreundliches Umfeld schaffen, welches die Unternehmensgewinne stabilisiert und das Wirtschaftswachstum auf einem robusten Niveau hält.

Zwar zeichnen in Europa die neusten Zahlen zum BIP eine leichte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums von tiefem Niveau ab. Doch dass dieser Trend angesichts schlechter werdenden Vorlaufindikatoren und externer Unsicherheiten wie den Auswirkungen der US-Politik Bestand haben wird, ist unwahrscheinlich. Die befürchtete Rezession wird allerdings vorerst ausbleiben.

Prognosen zum Wirtscahftswachstum

Kerninflation bleibt hartnäckig
Die Inflationsraten sind in diesem Jahr in Europa und den USA weiter zurückgegangen und nähern sich den Zielen der Notenbanken von 2% an. Diese Entwicklung wurde jedoch hauptsächlich von den sinkenden Güterpreisen getragen. Der Grossteil des Preisdrucks kommt nach wie vor aus dem Dienstleistungssektor, wo die Preise hartnäckig auf einem erhöhten Niveau verharren. Dies spiegelt sich in einer erhöhten Kerninflationsrate wider. Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich die Inflation langfristig auf einem höheren Niveau als vor der Corona-Pandemie einpendeln wird. Gründe dafür sind die enorme Geldschwemme der letzten Jahre, die zunehmenden staatlichen Eingriffe in die Marktwirtschaft sowie bleibende Veränderungen am Arbeitsmarkt (Fachkräftemangel) und die gestiegenen Kosten der Energiewende.

Kerninflation

Leitzinssenkungszyklus ist im Gang
Die nachlassende Inflation und die Abkühlung der Wirtschaft in einigen Bereichen haben den Notenbanken den nötigen Spielraum verschafft, um die Zinsen zu senken. 2024 haben die wichtigsten Zentralbanken weltweit einen neuen Zinssenkungszyklus eingeleitet. Zu Jahresbeginn war die Euphorie an den Märkten allerdings zu gross: Viele rechneten mit deutlich stärkeren Zinssenkungen. Mit der Zeit wurde jedoch klar, dass die Kerninflation hartnäckig bleibt, was die Erwartungen für weitere Zinssenkungen gedämpft hat. Inzwischen sind diese realistischer und aus unserer Sicht angemessen. Gleichzeitig wirkt sich die steigende Staatsverschuldung negativ auf den Handlungsspielraum der Notenbanken aus. Besonders in den USA belasten Steuersenkungen, höhere Staatsausgaben und eine protektionistische Handelspolitik zusätzlich und wirken weiter inflationär.

Leitzinsen

Gutes Jahr für die Finanzmärkte
Statistisch betrachtet führt ein schneller und aggressiver Zinserhöhungszyklus, wie wir ihn nach der Corona-Pandemie erlebt haben, fast zwangsläufig in eine Rezession. Doch das erwartete Szenario trat nicht ein: Eine Rezession bleibt vorerst aus. Dennoch war das Jahr 2024 geprägt von Ängsten und Unsicherheiten rund um die Themen Inflation, Leitzinsen und Wirtschaftswachstum. Der Markt analysierte kurzfristige Daten meist zu genau, was oft zu grösseren, kurzfristigen Schwankungen an den Finanzmärkten führte. In solchen Phasen ist es entscheidend, einen Schritt zurückzutreten und die Lage mit einer langfristigen Perspektive zu betrachten. Das hilft, den oft überwältigenden «Lärm» auszublenden und den Fokus auf das Wesentliche zu richten. Beispielsweise sind starke strukturelle Treiber in den Geschäftsfeldern Technologie, Halbleiter, Dekarbonisierung, Energiewende und Elektrifizierung anzutreffen.

 

Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und geopolitischer Konflikte wird 2024 als ein aussergewöhnlich erfolgreiches Jahr für Aktien in Erinnerung bleiben. Besonders amerikanische Aktien erreichten im Laufe des Jahres immer wieder neue Höchststände. Dadurch sind jedoch auch die Bewertungen stark angestiegen, insbesondere bei den sogenannten «Glorreichen Sieben». In Europa konnten viele Indizes ebenfalls neue Rekordmarken setzen. Allerdings bleiben die Bewertungen dort auf einem moderaten Niveau und sind im direkten Vergleich mit den USA als relativ günstig einzustufen. Zwar blieb der heimische Aktienmarkt etwas hinter diesen Spitzenleistungen zurück, dennoch wurde eine respektable Jahresrendite erzielt. Andere von uns favorisierte Anlageklassen wie Gold und Schweizer Wohnimmobilien überzeugten ebenfalls mit äusserst positiven Entwicklungen.

Entwicklung seit Jahresbeginn

Entwicklung Baumann Portfolio
Unser Baumann Portfolio konnte im vergangenen Jahr eine erfreuliche Rendite erwirtschaften, was vor allem unserem starken Fokus auf Sachwertanlagen zu verdanken ist. Zwar konnten wir mit der aussergewöhnlichen Performance des amerikanischen Aktienmarktes nicht ganz mithalten, doch durch die gezielte Auswahl exzellenter Titel gelang es uns, den breiten Schweizer Aktienmarkt zu übertreffen.

 

Mitte des Jahres haben wir das Thema Rohstoffe – die für eine erfolgreiche Energiewende unerlässlich sind – in unserer Positionierung des Baumann Portfolios aufgenommen. Deshalb haben wir den Konwave Transition Metals Fund gezeichnet, der auf Unternehmen setzt, welche die Förderung von Metallen für die Energiewende (z.B. Kupfer, Silber, Lithium) gewährleisten. 

Nettoperformance Baumann Portfolio Fonds
Anlageausblick

Weltweit steigende Staatsschulden, besonders in den USA
Nach der Wahl von Donald Trump stiegen die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen deutlich an – ein bemerkenswerter und ungewöhnlicher Trend während eines Leitzinssenkungszyklus. Auch wenn sich diese Entwicklung inzwischen etwas abgeschwächt hat, senden die Finanzmärkte klare Signale: Erstens ist die Inflation noch nicht vollständig unter Kontrolle, das «Inflationsbiest» also noch nicht besiegt. Zweitens wächst die Sorge über die rapide steigende Staatsverschuldung der USA.

 

Die wachsende Staatsverschuldung könnte die Kreditwürdigkeit der USA stark belasten. Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der US-Notenbank werden daher entscheidende Faktoren sein. Sollten die Finanzmärkte die Verschuldungspolitik nicht mehr akzeptieren, könnten sie deutlich höhere Zinsen fordern. Ein Vertrauensverlust hätte schwerwiegende Konsequenzen für die Finanzmärkte. Gleichzeitig bleibt das Inflationsproblem ungelöst. Es besteht sogar die Gefahr, dass die Inflation zurückkehrt. Der Druck, höhere Inflationsraten zu akzeptieren, könnte weiter steigen, was die Herausforderung für die Geld- und Fiskalpolitik zusätzlich verschärft.

Nettozinskosten US Regierung

Sind wir also zurück im Tiefzinsumfeld?
Ein generelles «Weiterwursteln» der Politik ist äusserst wahrscheinlich. Solange das Vertrauen in die USA und ihre Notenbank intakt bleibt, dürfte dies kurzfristig kein gravierendes Problem darstellen. Sollte Donald Trump jedoch drastischere Massnahmen ergreifen, könnten die Sorgen um die Staatsverschuldung zunehmen – was die Zinsen weiter in die Höhe treiben würde.

 

Anlegerinnen und Anleger sollten sich allerdings auf eine Rückkehr anhaltender finanzieller Repression einstellen, die zu einer stillen und schleichenden Enteignung von Sparern führt. In den kommenden Jahren wird die Inflation voraussichtlich höher bleiben als die Zinsen langfristiger Staatsanleihen und auch langfristig dürfte sie das Niveau von vor der Corona-Pandemie übertreffen. Die Realzinsen werden grundsätzlich tief bleiben und in der Schweiz sogar negativ sein.

Langfristige Positionierung

Fokus auf Sachwertanlagen
In einer solchen Situation gilt Investieren als die wichtigste Empfehlung, um die Kaufkraft zu erhalten und langfristig einen realen Vermögenszuwachs zu erzielen. Nicht investiert zu sein wäre das Schlechteste, was man tun könnte, da die Erosion der Kaufkraft unvermeidbar ist. Anlegerinnen und Anleger sollten sich auf eine Strategie konzentrieren, die den langfristigen Werterhalt und Wachstum ihres Vermögens in den Vordergrund stellt. Dabei ist eine ausgeprägte Positionierung in Sachwertenanlagen (Aktien und Schweizer Renditeliegenschaften im Wohnbereich) – immer im Bewusstsein möglicher kurzfristiger stärkerer Wertschwankungen – entscheidend.

Positionierung Baumann Portfoilio

Dividenden wichtig für die Gesamtperformance
In den letzten zehn Jahren haben Dividenden mehr als 50% der Performance von Schweizer Aktien ausgemacht. Besonders in einem Umfeld mit negativen Realrenditen spielen Dividenden eine zentrale Rolle in einem Portfolio, das auf realen Vermögenszuwachs ausgerichtet ist. Dabei sind sowohl die Kontinuität als auch ein stetiges Wachstum der Dividenden entscheidend, wenn es um die Auswahl der richtigen Unternehmen geht. Dennoch bleiben für uns die Exzellenz und das Schaffen von Aktionärsmehrwert das wichtigste Kriterium bei der Aktienauswahl. Aus diesem Grund verdienen auch Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial und tendenziell geringeren Dividendenrenditen einen Platz im Portfolio.

Performancevergleich SPI

Umfeld spricht für Schweizer Wohnimmobilien
Aufgrund der erwarteten tiefen Zinsen in der Schweiz sind die Hypothekarzinssätze von ihrem Höchststand nach der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Gleichzeitig hat das Wachstum der ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz, das bereits auf hohem Niveau war, nochmals an Dynamik gewonnen und wird laut Prognosen auch in Zukunft hoch bleiben. Erstaunlicherweise blieb die Wohnbautätigkeit relativ konstant, was bedeutet, dass nicht ausreichend neue Wohneinheiten für die hohe Nettozuwanderung geschaffen werden. Zudem ist die Leerstandquote historisch niedrig und ist in den letzten Jahren sogar weiter gesunken. Diese strukturellen Faktoren sprechen klar dafür, dass die Preise für Wohneigentum in der Schweiz auch weiterhin steigen werden.

 

In einem Umfeld finanzieller Repression erachten wir Schweizer Wohnimmobilien daher als sehr attraktiv. Die nicht kotierten Immobilienaktiengesellschaften ImmoVision1, ImmoVision2 und ImmoVision3 bieten drei einzigartige Investitionsmöglichkeiten in diesem Bereich. Im Gegensatz zu vielen börsengehandelten Immobilienanlagen weisen diese keine Bewertungsaufschläge (Agios) zum aktuellen Marktwert auf. Die Gesellschaften investieren gezielt in bezahlbares Wohnen in der Deutschschweiz, wobei werterhaltende Kriterien stets im Vordergrund stehen.

 

 

Daniel O.A. Rüedi, Teilhaber

Tom Steiner, Leiter Kompetenzzentrum Anlagen

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