Ein erstaunlich robustes Wirtschaftswachstum, weiter rückläufige Inflationsraten und der Beginn eines Zinssenkungszyklus der wichtigsten Notenbanken klingt nach einem erbaulichen Umfeld für die Finanzmärkte. Doch um die Wirtschaft zu stützen, waren massive staatliche Eingriffe notwendig, was gleichzeitig zu einem erheblichen Anstieg der Staatsschulden führte. Die hohe Zinslast wirft nun einmal mehr die Frage auf, ob das derzeitige Zinsniveau für die hochverschuldeten Länder auf lange Sicht überhaupt tragbar ist. Könnte es also sein, dass wir nach dem rekordverdächtigen Anstieg der Inflation und der Leitzinserhöhungen durch die Notenbanken bald wieder in ein Tiefzinsumfeld zurückkehren und sich die jüngsten Ereignisse letztlich nur als vorübergehendes Störfeuer in einem langfristigen Trend herausstellen? Aber alles der Reihe nach.
Weltwirtschaft – Besser als erwartet
Das Wachstum der Weltwirtschaft liegt zwar unter dem langfristigen Durchschnitt der letzten Jahrzehnte, zeigt sich jedoch weiterhin positiv. Besonders die USA überraschen mit einer bemerkenswerten wirtschaftlichen Resilienz, trotz einer nach wie vor restriktiven Geldpolitik. Korrigierte Wachstumsdaten offenbaren, dass die Sparquote der Konsumenten höher lag als ursprünglich angenommen, was den privaten Konsum zusätzlich stärkt. Allerdings ist mittelfristig mit einer leichten Abschwächung der Konsumausgaben zu rechnen. Ein abkühlender Arbeitsmarkt dürfte die Dynamik weiter bremsen. Dennoch wird die wirtschaftspolitische Ausrichtung der USA unter Donald Trump ein unternehmensfreundliches Umfeld schaffen, welches die Unternehmensgewinne stabilisiert und das Wirtschaftswachstum auf einem robusten Niveau hält.
Zwar zeichnen in Europa die neusten Zahlen zum BIP eine leichte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums von tiefem Niveau ab. Doch dass dieser Trend angesichts schlechter werdenden Vorlaufindikatoren und externer Unsicherheiten wie den Auswirkungen der US-Politik Bestand haben wird, ist unwahrscheinlich. Die befürchtete Rezession wird allerdings vorerst ausbleiben.