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Eskalation im Zollstreit

Die jüngste Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und ihren wichtigsten Handelspartnern sorgt weltweit für Unsicherheit. Warum Panikverkäufe aus unserer Sicht die falsche Antwort sind und weshalb eine langfristige Anlagepolitik entscheidend ist, erfahren sie in folgendem Beitrag von Tom Steiner, Leiter Kompetenzzentrum Anlagen.

8 Min.

Zollstreik Container
31% auf Schweizer Waren

Der gross angekündigte «Liberation Day» von US-Präsident Donald Trump, der ursprünglich als ein Schritt zur Befreiung der US-Wirtschaft von ausländischer Konkurrenz gefeiert wurde, entpuppt sich als einer der schwärzesten Tage für den freien Welthandel. Die USA haben generelle Importzölle von 10% gegenüber nahezu allen Handelspartnern eingeführt. Zusätzlich werden ab dem 9. April sogenannte reziproke Zölle erhoben – und zwar gegenüber jenen Ländern, die ein Handelsbilanzdefizit mit den USA aufweisen. Je ausgeprägter dieses Defizit ist, desto höher fallen die Zölle aus. So werden beispielsweise auf Waren aus China 34%, aus der EU 20% und aus der Schweiz 31% Zölle erhoben.

 


Derzeit sind einzelne Güter wie Holz, Gold, Kupfer sowie pharmazeutische Produkte noch von diesen Zöllen ausgenommen. Bereits Ende letzter Woche gab es erste Gegenreaktionen, insbesondere aus China: Das Land hat seinerseits 34% Zölle auf US-Waren angekündigt und zusätzlich Ausfuhrbeschränkungen für seltene Erden beschlossen. Damit ist definitiv eine neue Eskalationsstufe im Zollstreit erreicht.

Reaktionen der Märkte

Mit derart umfassenden und hohen Zöllen hatte der Grossteil der Marktteilnehmenden nicht gerechnet. Entsprechend heftig fielen die Reaktionen an den globalen Finanzmärkten aus. Die Flucht aus risikobehafteten Anlagen hin zu sicheren Häfen – wie beispielsweise Staatsanleihen – ist klar erkennbar. So befinden sich auch die langfristigen Zinsen im Sinkflug und der Schweizer Franken legt weiter an Stärke zu. 


Aus ökonomischer Sicht ist es nachvollziehbar, dass ein derart unerwartet hohes Zollregime negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird. Zudem führen anhaltend hohe Zölle rasch zu spürbaren Preissteigerungen. Unternehmen tendieren in einem von Unsicherheit geprägten Umfeld dazu, Investitionen aufzuschieben. Das Risiko einer Stagflation ist somit deutlich gestiegen und die Märkte beginnen zunehmend, eine weltweite Rezession einzupreisen. Insbesondere die Verunsicherung der so wichtigen Konsumentinnen und Konsumenten in den USA ist stark ausgeprägt, was das Risiko einer deutlichen Abschwächung der konsumlastigen US-Wirtschaft weiter erhöht. 

Unsicherheiten werden vorerst anhalten

Trotz der Tatsache, dass Donald Trump die Katze aus dem Sack liess, hat bisher nur China entschlossen mit Gegenmassnahmen reagiert. Die EU, das Vereinigte Königreich und Kanada haben jedoch angekündigt, über Gegenmassnahmen zu diskutieren und diese später umzusetzen.  

 


Diese Entwicklungen werfen viele Fragen auf, insbesondere bezüglich der Ausmasse und der Dauer des Handelskonflikts, die derzeit noch nicht beantwortet werden können.  
Obwohl der innenpolitische Druck auf den US-Präsidenten steigen dürfte, glauben wir nicht, dass er sich schnell von seiner rhetorisch gut positionierten Haltung abbringen lassen wird. Folglich rechnen wir mit weiterer, anhaltender Volatilität an den globalen Märkten. 
 

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Panikverkäufe sind nicht angebracht

Trotz der ausgeprägten Unsicherheiten und bereits deutlichen Verlusten wäre es aus unserer Sicht falsch, in Panik zu verfallen und Wertschriften zu verkaufen. Stark negative Tagesbewegungen sind an der Börse ein seltenes Phänomen und sollten nicht zu Überreaktionen verleiten. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass auf einen der schwächsten 10 Handelstage des Swiss Performance Index (Werte zwischen -5% und -9%) in den darauffolgenden 12 Monaten in den meisten Fällen eine deutlich überdurchschnittliche Rendite erzielt werden konnte. Dies ist jedoch nur möglich, wenn man investiert bleibt und die Erholung nicht verpasst. Auch angesichts der aktuellen Unsicherheiten halten wir an der Überzeugung fest, dass der langfristige Horizont entscheidend für eine erfolgreiche Anlagestrategie ist.  

Langfristige Anlagestrategie

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass insbesondere kurzfristige Kursentwicklungen an der Börse nicht zuverlässig vorhergesagt werden können – genauso wenig wie das Verhalten mancher politischer Akteure. Die Geschichte hat mehrfach gezeigt, dass selbst in Zeiten schwerer Krisen, wie etwa während des Zweiten Weltkriegs, durchaus Gewinne an den Finanzmärkten möglich waren. 

 


Gerade deshalb ist eine langfristige Anlagepolitik entscheidend, um in diesen unruhigen Gewässern erfolgreich zu navigieren. Wir konzentrieren uns auf starke strukturelle Wachstumstreiber, die wir insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Elektrifizierung, Medizintechnik, Automatisierung und Technologie vorfinden. Entsprechend sind die langfristigen Perspektiven für Aktien aus diesen Geschäftsfeldern nach wie vor vielversprechend. 

 


Da die Anzeichen darauf hindeuten, dass wir uns auch in Zukunft in einem Umfeld tiefer Realrenditen bewegen werden, erachten wir eine ausgeprägte und insbesondere langfristige Positionierung in Sachwerten als entscheidend. Aktien, Schweizer Renditeliegenschaften im Wohnbereich sowie Gold bieten weiterhin den Schlüssel zum Erfolg – auch wenn kurzfristig stärkere Wertschwankungen in Kauf genommen werden müssen. 

Neueste Entwicklungen im Zollstreit

Auch die jüngsten Nachrichten zum Zollstreit – etwa die offensichtliche Falschmeldung über eine 90-tägige Zollpause oder das Angebot der EU für eine gegenseitige Nullzoll-Politik – zeigen, wie rasch das Pendel in eine positive Richtung ausschlagen kann. Solche Beispiele führen uns deutlich vor Augen, wie wichtig eine langfristige Anlagestrategie ist, um eine allfällige Erholung nicht durch Panikverkäufe zu verpassen. 

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Tom Steiner

Leiter Kompetenzzentrum Anlagen

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