Dazu werden meist Kennzahlen aus der Bilanz und/oder Erfolgsrechnung herausgefiltert, beispielsweise das Price-to-book-Ratio, also der aktuelle Aktienkurs im Verhältnis zum Buchwert des Unternehmens. Eine weitere Möglichkeit sind Profitabilitätskennzahlen wie z.B. Return on Invested Capital, was den Nettoertrag ins Verhältnis zum betriebsnotwendigen Kapital setzt. Diese Kennzahlen werden dann mit denjenigen anderer Unternehmen oder einem Referenzindex verglichen. Je grösser die Abweichung, desto grösser ist die theoretische Über- bzw. Unterbewertung. Klingt fast zu einfach, berechtigt seine Existenz aber mit dem ökonomischen Prinzip des «law of one price». Das bedeutet, dass zwei identische Güter, oder in diesem Fall Unternehmen, zum selben Preis gehandelt werden sollten. Diese Methode ist die wahrscheinlich am weitesten verbreitete.
Die zweite Methode basiert auf vorhergesagten Fundamentaldaten. Diese ist deutlich aufwändiger zu eruieren und beinhaltet viele Annahmen und Schätzungen. Selbst kleinere Abweichungen dieser Annahmen können auf den modellierten Unternehmenswert und somit auf die mögliche Kaufs- oder Verkaufsentscheidung grossen Einfluss haben.
Die wahrscheinlich bekannteste Kennzahl basierend auf Fundamentaldaten ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder kurz KGV. Oft auch in Englisch als Price to Earnings Ratio oder kurz P/E bezeichnet. Auf diese möchte ich in diesem Bericht näher eingehen. Viele Banken belasten ihre Kunden mit Negativzinsen, weshalb Alternativen für Cash gesucht werden. Leider sind solche rar. Diese quasi Alternativlosigkeit kombiniert mit den nach wie vor enormen Geldmengen lässt Investoren mehr für ein Gut bezahlen. Dies erklärt teilweise die aktuell vergleichsweise hohen P/E’s.
KGV
Das P/E sagt aus, wie oft der erwirtschaftete Gewinn einer Unternehmung im Aktienkurs enthalten ist. Liegt beispielsweise der Gewinn einer Firma pro Aktie bei CHF 10.00 (Unternehmensgewinn geteilt durch Anzahl Aktien) und der aktuelle Börsenkurs der Firma bei CHF 85.00, beträgt das P/E resp. KGV 8.5. Anders ausgedrückt benötigt diese Firma 8.5 Jahre, um das investierte Kapital zu erwirtschaften. Grundsätzlich gilt: Je tiefer diese Kennzahl, desto besser, denn der Preis der Aktie wird so schneller mit dem Gewinn refinanziert. Es gibt aber wie so oft Ausnahmen. Denn gerade wachstumsstarke Firmen, wie zum Beispiel Technologiewerte, weisen in der Regel hohe KGV’s aus. Hingegen haben substanzstarke Firmen, die oft auch wenig Wachstum aufweisen, naturgemäss tiefere P/E’s. Per se sollte das KGV immer nur innerhalb einer Branche (am besten mit Unternehmen mit einer ähnlichen Bilanzstruktur) oder mit seiner eigenen Historie verglichen werden, damit es aussagekräftig bleibt.
Wie bereits erwähnt, ist auch im aktuellen Tiefstzinsumfeld mit höheren P/E’s zu rechnen, da auf Grund der Alternativlosigkeit deutlich mehr Vermögen in die Aktien fliesst. Die (Dividenden)-Rendite wird so zwar gedrückt, liegt in der Regel aber immer noch höher als bei negativ rentierenden Obligationen und Sparguthaben.
Nun stellt sich die Frage, welcher Gewinn und welcher Aktienkurs herangezogen wird. Dies ist enorm wichtig, um KGV’s miteinander vergleichen zu können. Besonders wenn diese aus unterschiedlichen Datenquellen stammen.
Einerseits kann als Gewinn der zuletzt erwirtschaftete Gewinn, ein Durchschnittsgewinn der letzten Jahre oder ein erwarteter Gewinn genommen werden. Genauso sieht es beim Aktienkurs aus. Dieser kann der aktuelle sein, ein Durchschnittskurs oder ein Kurs eines X-beliebigen Zeitpunktes in der Vergangenheit. Welche Werte genau verwendet werden, ist in der Praxis oft schwer zu erkennen. Diese können aber grosse Auswirkungen auf das entsprechende Signal für den Kauf oder Verkauf haben.