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Verlässliche Kennzahlen: KGV?

Immer wieder wird versucht, den richtigen Preis einer Aktie zu bestimmen. Dies um zu entscheiden, ob eine Aktie überbewertet ist und entsprechend verkauft oder unterbewertet und entsprechend gekauft werden soll. 

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Dazu werden meist Kennzahlen aus der Bilanz und/oder Erfolgsrechnung herausgefiltert, beispielsweise das Price-to-book-Ratio, also der aktuelle Aktienkurs im Verhältnis zum Buchwert des Unternehmens. Eine weitere Möglichkeit sind Profitabilitätskennzahlen wie z.B. Return on Invested Capital, was den Nettoertrag ins Verhältnis zum betriebsnotwendigen Kapital setzt. Diese Kennzahlen werden dann mit denjenigen anderer Unternehmen oder einem Referenzindex verglichen. Je grösser die Abweichung, desto grösser ist die theoretische Über- bzw. Unterbewertung. Klingt fast zu einfach, berechtigt seine Existenz aber mit dem ökonomischen Prinzip des «law of one price». Das bedeutet, dass zwei identische Güter, oder in diesem Fall Unternehmen, zum selben Preis gehandelt werden sollten. Diese Methode ist die wahrscheinlich am weitesten verbreitete.

 

Die zweite Methode basiert auf vorhergesagten Fundamentaldaten. Diese ist deutlich aufwändiger zu eruieren und beinhaltet viele Annahmen und Schätzungen. Selbst kleinere Abweichungen dieser Annahmen können auf den modellierten Unternehmenswert und somit auf die mögliche Kaufs- oder Verkaufsentscheidung grossen Einfluss haben.

 

Die wahrscheinlich bekannteste Kennzahl basierend auf Fundamentaldaten ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder kurz KGV. Oft auch in Englisch als Price to Earnings Ratio oder kurz P/E bezeichnet. Auf diese möchte ich in diesem Bericht näher eingehen. Viele Banken belasten ihre Kunden mit Negativzinsen, weshalb Alternativen für Cash gesucht werden. Leider sind solche rar. Diese quasi Alternativlosigkeit kombiniert mit den nach wie vor enormen Geldmengen lässt Investoren mehr für ein Gut bezahlen. Dies erklärt teilweise die aktuell vergleichsweise hohen P/E’s. 

 

KGV 

Das P/E sagt aus, wie oft der erwirtschaftete Gewinn einer Unternehmung im Aktienkurs enthalten ist. Liegt beispielsweise der Gewinn einer Firma pro Aktie bei CHF 10.00 (Unternehmensgewinn geteilt durch Anzahl Aktien) und der aktuelle Börsenkurs der Firma bei CHF 85.00, beträgt das P/E resp. KGV 8.5. Anders ausgedrückt benötigt diese Firma 8.5 Jahre, um das investierte Kapital zu erwirtschaften. Grundsätzlich gilt: Je tiefer diese Kennzahl, desto besser, denn der Preis der Aktie wird so schneller mit dem Gewinn refinanziert. Es gibt aber wie so oft Ausnahmen. Denn gerade wachstumsstarke Firmen, wie zum Beispiel Technologiewerte, weisen in der Regel hohe KGV’s aus. Hingegen haben substanzstarke Firmen, die oft auch wenig Wachstum aufweisen, naturgemäss tiefere P/E’s. Per se sollte das KGV immer nur innerhalb einer Branche (am besten mit Unternehmen mit einer ähnlichen Bilanzstruktur) oder mit seiner eigenen Historie verglichen werden, damit es aussagekräftig bleibt. 

 

Wie bereits erwähnt, ist auch im aktuellen Tiefstzinsumfeld mit höheren P/E’s zu rechnen, da auf Grund der Alternativlosigkeit deutlich mehr Vermögen in die Aktien fliesst. Die (Dividenden)-Rendite wird so zwar gedrückt, liegt in der Regel aber immer noch höher als bei negativ rentierenden Obligationen und Sparguthaben.

 

Nun stellt sich die Frage, welcher Gewinn und welcher Aktienkurs herangezogen wird. Dies ist enorm wichtig, um KGV’s miteinander vergleichen zu können. Besonders wenn diese aus unterschiedlichen Datenquellen stammen.

 

Einerseits kann als Gewinn der zuletzt erwirtschaftete Gewinn, ein Durchschnittsgewinn der letzten Jahre oder ein erwarteter Gewinn genommen werden. Genauso sieht es beim Aktienkurs aus. Dieser kann der aktuelle sein, ein Durchschnittskurs oder ein Kurs eines X-beliebigen Zeitpunktes in der Vergangenheit. Welche Werte genau verwendet werden, ist in der Praxis oft schwer zu erkennen. Diese können aber grosse Auswirkungen auf das entsprechende Signal für den Kauf oder Verkauf haben.

Die beiden am häufigsten verwendeten sind das trailing (current) und das forward (leading/prospective) P/E. Beim trailing P/E wird der aktuelle Marktpreis durch die Summe der letzten vier Quartalsgewinne pro Aktie geteilt. Beim forward P/E hingegen wird der aktuelle Marktpreis durch den zu erwartenden Gewinn geteilt.

 

Shiller P/E

Eine Variante des P/E ist das Shiller P/E. Diese legt die Annahme zu Grunde, dass Unternehmensgewinne unter anderem auf Grund des Wirtschaftszyklus volatil sind. Um diesen Effekt zu glätten, wird der inflationsbereinigte Durchschnittsgewinn der letzten zehn Jahre genommen. Vor allem in Zeiten mit hohen Unternehmensgewinnen ist die Aussagekraft des Shiller P/E wahrscheinlich grösser als die des «einfachen» P/E. Das Shiller P/E sollte weniger als Zeichen für einzelne Aktien, sondern vielmehr für den Gesamtmarkt respektive einen Index herangezogen werden.

 

PEG

Eine weitere Variante davon wäre das PEG (Price Earnings to Growth Ratio, auf Deutsch: Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis). Hier wird das KGV durch das erwartete prozentuale Gewinnwachstum geteilt. Es gilt zu beachten, dass die Basis bei der Berechnung des «G» in der Regel die vergangenen Gewinne der Firma sind. Je höher also der Gewinn der letzten Jahre, desto tiefer in der Regel das PEG. Gerade nach stark boomenden Jahren kann das PEG einen zu optimistischen Wert vermitteln. Von da her muss immer gut analysiert werden, ob vergangene Erfolge einfach so auf kommende Jahre übertragen werden können. Die Interpretation der Kennzahl ist dagegen sehr einfach: Ein PEG über 1 bedeutet, dass die Aktie überbewertet ist. Ein PEG unter 1 zeigt eine Unterbewertung. Diese Kennzahl eignet sich besonders beim Vergleich von stark wachsenden Unternehmen.

 

Bei Baumann & Cie fliesst das P/E zusammen mit seinen «Brüdern» in den Evaluierungsprozess einer Empfehlung mit ein. Es kann zum Beispiel sein, dass eine Firma, die von uns als exzellent eingestuft wird, aufgrund eines für uns zu hohen P/E’s nicht gekauft wird. Es ist – und darf auch nie – der alleinige Entscheidungsgrund für eine Börsentransaktion sein. Kennzahlen müssen immer als Teil einer Analyse und nicht als Alleinentscheidungsmerkmal angesehen werden. 

 

Ihr Kundenbetreuer freut sich, detaillierter mit Ihnen über dieses Thema zu sprechen.

 

David Vogt
Leiter Kunden Basel

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